Sonntag, 1. September 2019

Ba Be Bi Bo Bu - Wir lernen Chichewa



Ba Be Bi Bo Bu- Wir lernen Chichewa


Muli bwanji? - Wie geht es dir?

Also mir geht’s supi - Ndili bwino!- und ich sende ganz viele Grüße nach Deutschland oder wo auch immer du grade bist, aus Ludzi in Malawi!

Über zwei Wochen ist es jetzt schon her, dass ich Deutschland verlassen und mich aus Gettorf zusammen mit 5 Mitfreiwilligen auf den Weg über Frankfurt, Paris und Nairobi nach Malawi gemacht habe. 39 Stunden war ich von meinem alten zuhause in der Feldstraße zu meinem neuen Zuhause in Ludzi unterwegs. Mit Bahn, Flugzeug und Minibus – eine ganz schöne Strapaze. 
Ich habe mich noch sie so sehr über ein kuscheliges Bett und eine kalte Flasche Wasser gefreut, wobei über eine kalte Flasche Wasser würde ich mich jetzt grade auch sehr sehr freuen, aber dazu später mehr.

Am Flughafen in Lilongwe wurden wir von ganz vielen netten Schwestern, aus Ludzi, Guilme und Madisi und Nambuma – den vier Projektorten in Empfang genommen. Und dann ging es auch, erst mal für uns alle sechs (Lena, Uta, Xenia, Franzi, Erik und mich) zusammen, mit dem Minibus nach Ludzi, wo unser zweiwöchiges Einführungsseminar stattfinden sollte.
Ein erster kleiner Schock für uns „sicherheitsliebende Deutsche“: Es gab keine Anschnallgurte und wir fuhren ja auch noch auf der falschen Straßenseite. Oh Gott oh Gott… aber wie ihr seht, ich habs überlebt und ich kann glücklicherweise sagen, wir sind immer noch zu sechst- bis jetzt.. :D

Bevor wir Ludzi jedoch erreichten, schoben wir noch einige Zwischenstationen ein, denn wenn man mal schon in Lilongwe ist, kann man ja auch direkt einkaufen gehen und wenn da so schöne Wassermelonen und Orangen am Straßenrand stehen, dann kann man nicht einfach dran 
vorbeifahren. ;)
Obwohl ich nach zwei Nächten mit jeweils 3 Stunden Schlaf todmüde war, konnte ich die Fahrt über kein Auge zu tun, viel zu spannend war der Ausblick aus meinem Fenster. Egal wo wir lang fuhren oder wohin ich guckte, überall gab es etwas ganz neues für mich zu entdecken: Frauen, die mühelos große Körbe mit Bananen oder Karotten auf ihren Köpfen balancierten, ganz viele Fahrradfahrer die am Rand der Straße fuhren und jedes mal, wenn wir mal wieder ganz knapp an einem von ihnen vorbeidüsten, wunderte ich mich, dass wir ihn nicht aus-versehen anfuhren oder er das Gleichgewicht verlor.
Oft waren sie mit riesigen Säcken oder auch lebendigen Frachten, wie Hühnern und Schweinen beladen. Später sah ich auch noch einige Fahrer, die ganze Betten hinten auf ihrem Gepäckträger bugsierten. 
Und da soll nochmal jemand sagen, man könne einen Großeinkauf nur mit dem Auto machen..
Endlich in Ludzi, war dann nur noch ganz schnell schlafen angesagt.


Unser Haus in Ludzi auf dem Boarding Gelände
Der nächste Morgen war der Einstieg unseres zweiwöchigen Einführungsseminars.
In Deutschland hatte man uns gesagt, es sei noch nicht ganz klar, ob das Seminar eine oder zwei Wochen dauern würde, das wäre jedes mal anders und genau das merkten wir dann auch schon direkt, denn selbst die Schwestern schienen anfangs nicht wirklich sicher zu sein, wie lange es gehen sollte:D 
Das war aber auch nicht so wichtig. Hauptsache wir waren erst mal alle zusammen in Malawi!

Genaue Zeitangaben schien es hier auch nicht so zu geben, was wir sehr schnell bemerkten, als wir um halb neun immer noch auf die Schwestern warteten, die uns eigentlich schon um acht Uhr abholen wollten.. Als wir uns dann selbst auf den Weg zum Konvent machten, waren die noch seelenruhig beim Frühstück. Auch gut, dann gab es für uns eben noch Reisporridge, sehr lecker!

Auch auf unserem ersten Ausflug nach Mchinji, von Ludzi aus die nächstliegende Stadt, bemerkten wir, wie unterschiedlich unsere Zeitgefühle waren, als es hieß, wir werden kurz“ zur Bank gehen und neue Handy Simkarten kaufen. Nach etwa 11/2 Stunden in der National Bank zwei weiteren Stunden im Airtel Teleshop waren wir zwar alle super fertig, aber glücklich endlich wieder erreichbar zu sein.
Nachdem wir etliche Male viel zu früh zu unseren Programmpunkten erschienen, gewöhnten wir uns ganz schnell an, einfach direkt 15-30 Minuten später loszugehen. 
Meistens klappte das auch ganz gut, nur manchmal kann 9:00 Uhr halt auch halb neun heißen, das wird dann etwas kritisch, wenn man z.b mitten im Wäsche waschen oder duschen ist.. aber das ist dann meist auch nicht so schlimm.
Oft hieß es einfach: „See you after Lunch!“, und auf unsere Nachfrage, wann das denn genau sei, wurde einfch nur gelacht: „Come when you have eaten!“. Dann blieben wir etwas ratlos zurück, denn „After Lunch“ war wirklich sehr dehnbar. Franzi, eine Mitfreiwillige sollte von ihren Projektpartnern am Freitag „After Lunch“ abgeholt werden. Um 17:00 Uhr saß sie immer noch bei uns.. 
Sicher kann man nur sein: „After Lunch“ bedeutet „before dinner“ :D
Pünktlichkeit ist dennoch bei einigen Terminen gefragt. Bei der Arbeit, z.B. in der Schule ist man sogar vor der zeit da, das gleiche gilt auch für die Kirche.

Irgendwann schienen die Schwestern dann doch etwas Verständnis mit unserem genauen Planungswillen zu haben und wir bekamen einen Timetable. Ach da freute sich unser deutsches Planungsherz, aber leider nicht lange… Denn jetzt wussten wir zwar ungefähr, was am Tag so auf uns zu kam, aber die Programmpunkte boten sehr viel Interpretationsfreiraum und auch die Zeitangaben verschoben sich wie gewohnt.

Ein typischer Tag sah so aus: 6:00 Uhr Messe (freiwillig), danach Frühstück, 8:00 Uhr Chichewa Unterricht und 9:00 Malawien Culturre. Anschließend wurde gekocht.
Ja wir haben durchaus um halb 11 mit dem Kochen angefangen, denn eh wir erstmal das Feuer am Kochgrill anbekommen hatten, dauerte es schon ziemlich lange. Und die drei verschiedenen Teile einer Mahlzeit wollten auch geschnippelt und zubereitet werden. In Malawi setzt sich jede Mahlzeit, außer dem Frühstück, aus drei verschiedenen Bestandteilen zusammen, wie wir gelernt haben: Nsima (also Kohlenhydrate, wie Maisbrei (Nsima), Reis oder Kartoffeln), Vegetables (also Gemüse, häufig Tomaten, Karotten, grüne Paprika, Zwiebeln oder Kohl, je grüner desto gesünder!)
und Meat (darunter zählen neben Hühnchen und Fisch auch Bohnen und Eier, sehr praktisch:D)

Jeden Tag wurden wir gefragt: „What will you eat today?“ Nach anfänglicher Planlosigkeit,in diesem Fall, wussten wir nach einigen Tagen schnell, was wir häufig antworten konnten: Mpunga ndi Njemba ndi mbesu. - Reis mit Bohnen und Gemüse. Ich glaube ich spreche für uns alle, wenn ich behaupte, das dass unser neues „Go to“ Essen ist. Besonders die Bohnen haben es uns angetan und mit Fingern ist es sich nochmal besser. Nsima mit Bohnen ist daher auch nicht zu verachten. Hauptsache Bohnen:D und das gute, es zählt ja auch als Meat. Hehe!
Ein ganz großer Favorit, ist aber auch der gute alte Weißkohl, Kabichi. 
Die Schwestern waren glaube ich sehr erstaunt, wie sich sechs Jugendliche so sehr über einen Weißkohl freuen können.
Er ist halt einfach heftig lecker:D Besonders wenn Margret ihn zubereitet, unsere Haushaltshilfe, die uns während der Woche beim putzen hilft und auch mal für uns kocht. Oh sie kocht so toll, auch wenn ihre Tomatensauce nicht ganz so in Öl schwimmen müsste, für meinen Geschmack, aber viel hilft viel ist hier das Motto:D

Reis mit Bohnen und Kabichi 😍
Nsima mit Erbsen und Kabichi😋






Ich habe das Gefühl, dass Essen hier wirklich einen hohen Stellenwert hat, denn du isst, um gesund zu sein und deinem Körper, deinem Leben etwas gutes zu tun. „To protect your body“
Auch die Kleidung dient dazu den Körper zu schützen, wurde uns erzählt. Frauen sollten Schulter und Knie bedecken und keine durchschimmernde Kleidung tragen, um das innere zu schützen. Es ist mein Körper und nur ich habe das Recht ihn in Gänze zu sehen. Aus dieser Perspektive habe ich das noch gar nicht gesehen, für mich schien es eher eine Unterdrückungsmaßnahme. Kleidung und Essen als Schutzmaßnahme für den eigenen Körpers und , ihm etwas gutes zu tun, gefällt mir sehr. Die Frauen und Mädchen, die ich bereits kennengelernt habe, wirkten auf mich auch keinesfalls unterdrückt, sondern sehr stark. Eine der Achtklässlerinnen möchte zum Beispiel Präsidentin werden um einiges hier in Malawi zu ändern.
Trotzdem habe ich mich schon sehr frei gefühlt, als ich beim Baskettballspielen, endlich mal wieder eine Hose in der Öffentlichkeit tragen konnte und nicht im Rock Sport machen musste.
Auch wenn Röcke bei der Wärme durchaus viele Vorteile aufweisen.

So jetzt bin ich etwas abgeschweift, all diese Dinge und noch ganz viel mehr haben wir übrigens im Malawien culture Unterricht bei einer der Schwestern gelernt.
Nachmittags konnten wir dann manchmal Sport treiben, den wir uns selbstständig aussuchen und gestalten konnten. Wir haben oft Yoga gemacht oder auch Baskettball. SportHOSE und gemischte Teams beim Basketttball waren auch erluabt. Wir haben zusammen mit einem jungen Priesteranwärter und dem netten Schul-Libary-Mitarbeiter gespielt, mit denen sich Erik gut verstanden hatte.

Weit aus häufiger stand jedoch „Practical coocking, cleaning und washing“ auf dem Programm, das jeden Tag neue Überraschungen bot. Mal kochten wir zusammen mit den Schwestern und lernten, wie wir den Feuer - Grill zum Kochen anbekamen, (geraspeltes Wachs wirkt wahre Wunder, Plastiktüten leider auch…) wie man den Nsima richtig rührt, (denn nur mit dem speziellen Nsima Stick geht das wirklich richtig ;) und das kein Essen ohne Tomaten und eine ordentliche Portion Öl auskommt. ;)
Ein anderes mal wurde Kuchen gebacken, denn Xenia hatte Geburtstag. Elektrische Handrührgeräte werden definitiv unterschätzt, (dasselbe gilt übrigens für Klospülungen, wie wir beim nicht untypischen Wasserausfall, zu spüren bekamen.).
Meine Armmuskeln sind hundertprozentig schon um das dreifache gewachsen, von dem ganzen Nsima Gerühre, Feuer anfächeln und Eier schaumig schlagen. Ich war ganz schön stolz als ich die Eier mit einem Rührgerät zum Kurbeln für meine Verhältnisse sehr schnell rührte.
Jedenfalls bis der Koch der Klosterküche mir die Arbeit ab nahm und die Eier im zehnfachen Tempo herumwirbelte. Tja da muss ich wohl doch noch etwas üben…
Mit der Hand zu waschen bietet übrigens auch ein sehr gutes Training, wen man z.b. seinen dicken Wollpulli auswringen muss, der auf einmal Tonnenschwer zu sein scheint..
Achja und was ich definitiv mehr wertschätzen sollte, wenn ich wieder in Deutschland bin, ist unser schönes kaltes leckeres Leitungswasser. Langsam habe ich mich zwar schon an warmes abgekochtes Wasser mit Proteinen, in Form von Ameisen, und einer ordentlichen Portion Kalk gewöhnt, aber das ist halt schon nicht so das wahre:D

Gemütlicher Stromausfall😊
Jetzt muss ich aber nochmal ein paar Worte zum Chichewa Unterricht verlieren, damit ihr auch wisst, woher dieser Eintrag seinen Namen bekommen hat.
Für alle die es noch nicht wussten, Chichewa ist hier, neben Englisch, die Landessprache und da besonders alte Menschen und kleinere Kinder kein Englisch können, ist es auch echt wichtig, diese zu lernen!
Unterricht hatten wir jeden Tag bei einem Lehrer der Primary school. Was wir gelernt haben, lässt sich ganz kurz zusammenfassen: Ba, be, bi, bo, bu… Okay Spaß bei Seite, anhand eines Buches für das erste Schuljahr, haben wir einige Vokabeln gelernt, das war auch wirklich sehr hilfreich, aber besonderen Wert hat unser Lehrer auf das Silben bilden gelegt und auf die Aussprache der Vokale. Dabei ist diese, bis auf einige Ausnahmen, quasi identisch zu der deutschen Aussprache.. Wir fühlten uns ein wenig in die erste Klasse zurück versetzt, wenn wir zum zehnten mal „La le li lo lu“ im Chor aufsagten, aber es war auch ganz lustig:D Der Preis für den motiviertesetn Lehrer geht in jedem Fall an ihn und diese Motivation hat unsere leichte Unterforderung gut wettgemacht: „Aus ba- und la- wird Bala! Toll oder?“

Soo, ich könnte jetzt noch so viel mehr erzählen, aber es ist jetzt schon so lang geworden, dass ich euch nicht überfluten möchte:D
Einige wichtige Infos aber trotzdem noch zum Schluss:

Unser Einführungssemniar ist nun zu ende.
Am Freitag haben wir uns von Erik und Franzi veraschiedet, die nach Guilme und Nambuma in die Projekte gehen und Montag wird auch Xenia uns verlassen, sodass wir dann nur noch zu dritt sein werden.
Morgen werde ich auch schon das erste mal in meinem Projekt in der Schule sein und erst mal den Unterricht der Achtklässlerinnen observieren, die hier grade schon Vorbereitungswochen auf ihre im nächsten Jahr anstehenden Examen haben. Am 16. September geht es dann richtig los und ich werde auch alleine eine Klasse unterrichten können. Ich freue mich schon sehr, dass es jetzt endlich richtig losgeht!
Die Achtklässlerinnen, die ich schon kennengelernt habe, sind auch echt super lieb, gestern haben wir abends zusammen mit ihnen gegessen, gespielt und zu „Makarena“ getanzt.
Um acht Uhr wird dann immer gebetet und gesungen und jedes Mädchen umarmt mich, um mir „God Night“ zu wünschen. Richtig süß!
Ich frag mich nur, wie das werden soll, wenn hier dann sieben mal so viele Kinder sind.. Jetzt sind es schon so um die achtzig..
Aber das werdet ihr dann im nächsten Beitrag erfahren:)

Macht es gut und Tionana!