Ba Be Bi Bo Bu- Wir lernen Chichewa
Muli
bwanji? - Wie geht es dir?
Also
mir geht’s supi - Ndili bwino!- und
ich sende ganz viele Grüße nach Deutschland oder wo auch immer du
grade bist, aus Ludzi in Malawi!
Über
zwei Wochen
ist es jetzt schon her, dass ich Deutschland
verlassen und mich aus Gettorf zusammen
mit 5 Mitfreiwilligen auf den
Weg über Frankfurt, Paris und Nairobi nach Malawi gemacht habe.
39 Stunden war ich von meinem
alten zuhause in der Feldstraße zu meinem neuen Zuhause in Ludzi
unterwegs. Mit Bahn, Flugzeug und Minibus – eine
ganz schöne Strapaze.
Ich habe mich noch sie so sehr über ein
kuscheliges Bett und eine kalte Flasche Wasser gefreut, wobei über
eine kalte Flasche
Wasser würde ich mich jetzt grade auch sehr sehr freuen, aber dazu
später mehr.
Am
Flughafen in Lilongwe wurden wir von ganz vielen netten Schwestern,
aus Ludzi, Guilme und Madisi und Nambuma – den vier Projektorten
in Empfang genommen. Und dann ging es auch, erst mal für uns alle
sechs (Lena,
Uta, Xenia, Franzi, Erik und mich) zusammen,
mit
dem Minibus nach Ludzi, wo unser zweiwöchiges Einführungsseminar
stattfinden sollte.
Ein erster kleiner Schock für
uns „sicherheitsliebende Deutsche“: Es gab keine Anschnallgurte
und wir fuhren ja auch noch auf der falschen Straßenseite. Oh Gott
oh Gott… aber wie ihr seht, ich habs überlebt und ich kann
glücklicherweise sagen, wir sind immer noch zu sechst- bis jetzt..
:D
Bevor
wir Ludzi jedoch erreichten, schoben wir noch einige
Zwischenstationen ein, denn wenn man mal schon in Lilongwe ist, kann
man ja auch direkt einkaufen gehen und wenn da so schöne
Wassermelonen und Orangen am Straßenrand stehen, dann kann man nicht
einfach dran
vorbeifahren. ;)
Obwohl
ich nach zwei Nächten mit jeweils 3 Stunden Schlaf todmüde war,
konnte ich die Fahrt über kein Auge zu tun, viel zu spannend war der
Ausblick aus meinem Fenster. Egal wo wir lang
fuhren
oder wohin ich guckte, überall gab es
etwas
ganz neues für mich zu entdecken: Frauen, die mühelos
große
Körbe mit Bananen
oder Karotten auf ihren Köpfen balancierten, ganz viele
Fahrradfahrer die am Rand der Straße fuhren und
jedes mal, wenn wir mal wieder ganz knapp an einem von ihnen
vorbeidüsten,
wunderte
ich mich, dass wir ihn nicht aus-versehen anfuhren oder
er das Gleichgewicht verlor.
Oft
waren
sie
mit riesigen Säcken oder auch lebendigen Frachten, wie Hühnern und
Schweinen beladen. Später
sah ich auch noch einige Fahrer, die ganze Betten hinten auf ihrem
Gepäckträger bugsierten.
Und da soll nochmal jemand sagen, man
könne einen Großeinkauf nur mit dem Auto machen..
Endlich
in Ludzi, war dann nur noch ganz schnell schlafen angesagt.
Unser Haus in Ludzi auf dem Boarding Gelände |
In
Deutschland hatte man uns gesagt, es sei noch nicht ganz klar, ob das
Seminar eine oder zwei Wochen dauern würde, das wäre jedes mal
anders und genau das merkten wir dann auch schon direkt, denn selbst
die Schwestern schienen anfangs nicht wirklich sicher zu sein, wie
lange es gehen sollte:D
Das
war aber auch nicht so wichtig. Hauptsache wir waren erst mal alle
zusammen in Malawi!
Genaue
Zeitangaben schien es hier auch nicht so zu geben, was wir sehr
schnell bemerkten, als wir um halb neun immer noch auf die Schwestern
warteten, die uns eigentlich schon um acht Uhr abholen wollten.. Als
wir uns dann selbst auf den Weg zum Konvent machten, waren die noch
seelenruhig beim Frühstück. Auch gut, dann gab es für uns eben
noch
Reisporridge, sehr lecker!
Auch
auf unserem ersten
Ausflug nach
Mchinji,
von Ludzi aus die nächstliegende Stadt, bemerkten
wir, wie unterschiedlich unsere Zeitgefühle waren, als es hieß, wir
werden „kurz“
zur
Bank gehen und neue Handy Simkarten kaufen. Nach etwa 11/2 Stunden in
der National Bank
zwei weiteren Stunden im Airtel Teleshop waren wir zwar
alle super fertig, aber glücklich endlich wieder erreichbar zu sein.
Nachdem
wir etliche Male viel zu früh zu unseren Programmpunkten erschienen,
gewöhnten wir uns ganz schnell an, einfach direkt 15-30 Minuten
später loszugehen.
Meistens klappte das auch ganz gut, nur manchmal
kann 9:00 Uhr
halt
auch halb neun heißen, das wird
dann etwas
kritisch, wenn
man z.b mitten im Wäsche waschen oder duschen ist.. aber das
ist dann meist auch nicht so schlimm.
Oft
hieß es einfach: „See you after Lunch!“, und auf unsere
Nachfrage, wann das denn genau sei, wurde einfch nur gelacht: „Come
when you have eaten!“. Dann blieben wir etwas ratlos zurück, denn
„After Lunch“ war wirklich sehr dehnbar. Franzi, eine
Mitfreiwillige sollte von ihren Projektpartnern am Freitag „After
Lunch“ abgeholt werden. Um 17:00 Uhr saß sie immer noch bei uns..
Sicher kann man nur sein: „After Lunch“ bedeutet „before
dinner“ :D
Pünktlichkeit
ist dennoch bei einigen Terminen gefragt. Bei der Arbeit, z.B. in der
Schule ist man sogar vor der zeit da, das gleiche gilt auch für die
Kirche.
Irgendwann schienen die
Schwestern dann doch etwas Verständnis mit unserem genauen
Planungswillen zu haben und wir bekamen einen Timetable. Ach da
freute sich unser deutsches Planungsherz, aber leider nicht lange…
Denn jetzt wussten wir zwar ungefähr, was am Tag so auf uns zu kam,
aber die Programmpunkte boten sehr viel Interpretationsfreiraum und
auch die Zeitangaben verschoben sich wie gewohnt.
Ein typischer Tag sah so aus:
6:00 Uhr Messe (freiwillig), danach Frühstück, 8:00 Uhr Chichewa
Unterricht und 9:00 Malawien Culturre. Anschließend wurde gekocht.
Ja wir haben durchaus um halb 11
mit dem Kochen angefangen, denn eh wir erstmal das Feuer am Kochgrill
anbekommen hatten, dauerte es schon ziemlich lange. Und die drei
verschiedenen Teile einer Mahlzeit wollten auch geschnippelt und
zubereitet werden. In Malawi setzt sich jede Mahlzeit, außer dem
Frühstück, aus drei verschiedenen Bestandteilen zusammen, wie wir
gelernt haben: Nsima (also Kohlenhydrate, wie Maisbrei (Nsima), Reis
oder Kartoffeln), Vegetables (also Gemüse, häufig Tomaten,
Karotten, grüne Paprika, Zwiebeln oder Kohl, je grüner desto
gesünder!)
und Meat (darunter zählen neben
Hühnchen und Fisch auch Bohnen und Eier, sehr praktisch:D)
Jeden
Tag wurden wir gefragt: „What will you eat today?“
Nach
anfänglicher Planlosigkeit,in diesem Fall, wussten wir nach einigen
Tagen schnell, was wir häufig antworten konnten: Mpunga
ndi
Njemba ndi mbesu.
- Reis mit Bohnen und Gemüse. Ich glaube ich spreche für uns alle,
wenn ich behaupte, das dass unser neues „Go to“ Essen ist.
Besonders die Bohnen haben es uns angetan und mit Fingern ist es sich
nochmal besser. Nsima mit Bohnen ist daher auch nicht zu verachten.
Hauptsache Bohnen:D und das gute, es zählt ja auch als Meat. Hehe!
Ein
ganz großer Favorit, ist aber auch der gute alte Weißkohl, Kabichi.
Die Schwestern
waren glaube ich sehr erstaunt, wie sich sechs Jugendliche so sehr
über einen Weißkohl freuen können.
Er ist halt einfach heftig lecker:D Besonders wenn Margret ihn zubereitet, unsere Haushaltshilfe, die uns während der Woche beim putzen hilft und auch mal für uns kocht. Oh sie kocht so toll, auch wenn ihre Tomatensauce nicht ganz so in Öl schwimmen müsste, für meinen Geschmack, aber viel hilft viel ist hier das Motto:D
Reis mit Bohnen und Kabichi 😍 |
Nsima mit Erbsen und Kabichi😋 |
Ich
habe das Gefühl, dass Essen
hier
wirklich
einen hohen Stellenwert hat,
denn du isst, um gesund zu sein und deinem Körper, deinem Leben
etwas gutes zu tun. „To
protect your body“
Auch
die Kleidung dient dazu den Körper zu schützen, wurde uns erzählt.
Frauen sollten Schulter und Knie bedecken und keine durchschimmernde
Kleidung tragen, um das innere zu schützen. Es ist mein Körper und
nur ich habe das Recht ihn in Gänze zu sehen. Aus dieser Perspektive
habe ich das noch gar nicht gesehen, für mich schien es eher eine
Unterdrückungsmaßnahme. Kleidung und Essen als Schutzmaßnahme
für den
eigenen Körpers und , ihm etwas gutes zu tun, gefällt mir sehr. Die
Frauen und Mädchen, die ich bereits kennengelernt habe, wirkten auf
mich auch keinesfalls unterdrückt, sondern sehr stark. Eine der
Achtklässlerinnen möchte zum Beispiel Präsidentin werden um
einiges hier in Malawi zu ändern.
Trotzdem habe ich mich schon sehr
frei gefühlt, als ich beim Baskettballspielen, endlich mal wieder
eine Hose in der Öffentlichkeit tragen konnte und nicht im Rock
Sport machen musste.
Auch wenn Röcke bei der Wärme
durchaus viele Vorteile aufweisen.
So jetzt bin ich etwas
abgeschweift, all diese Dinge und noch ganz viel mehr haben wir
übrigens im Malawien culture Unterricht bei einer der Schwestern
gelernt.
Nachmittags konnten wir dann
manchmal Sport treiben, den wir uns selbstständig aussuchen und
gestalten konnten. Wir haben oft Yoga gemacht oder auch Baskettball.
SportHOSE und gemischte Teams beim Basketttball waren auch erluabt.
Wir haben zusammen mit einem jungen Priesteranwärter und dem netten
Schul-Libary-Mitarbeiter gespielt, mit denen sich Erik gut verstanden
hatte.
Weit
aus häufiger stand jedoch „Practical coocking, cleaning und
washing“ auf dem Programm, das jeden Tag neue Überraschungen bot.
Mal kochten wir zusammen mit den Schwestern und lernten, wie wir den
Feuer - Grill zum Kochen anbekamen, (geraspeltes Wachs wirkt wahre
Wunder, Plastiktüten leider auch…) wie man den Nsima richtig
rührt, (denn
nur mit dem speziellen Nsima Stick geht das wirklich richtig ;) und
das kein Essen ohne Tomaten
und eine ordentliche Portion Öl auskommt. ;)
Ein anderes mal wurde Kuchen
gebacken, denn Xenia hatte Geburtstag. Elektrische Handrührgeräte
werden definitiv unterschätzt, (dasselbe gilt übrigens für
Klospülungen, wie wir beim nicht untypischen Wasserausfall, zu
spüren bekamen.).
Meine Armmuskeln sind
hundertprozentig schon um das dreifache gewachsen, von dem ganzen
Nsima Gerühre, Feuer anfächeln und Eier schaumig schlagen. Ich war
ganz schön stolz als ich die Eier mit einem Rührgerät zum Kurbeln
für meine Verhältnisse sehr schnell rührte.
Jedenfalls bis der Koch der
Klosterküche mir die Arbeit ab nahm und die Eier im zehnfachen
Tempo herumwirbelte. Tja da muss ich wohl doch noch etwas üben…
Mit der Hand zu waschen bietet
übrigens auch ein sehr gutes Training, wen man z.b. seinen dicken
Wollpulli auswringen muss, der auf einmal Tonnenschwer zu sein
scheint..
Achja und was ich definitiv mehr
wertschätzen sollte, wenn ich wieder in Deutschland bin, ist unser
schönes kaltes leckeres Leitungswasser. Langsam habe
ich mich zwar schon an warmes abgekochtes Wasser mit Proteinen, in
Form von Ameisen, und einer ordentlichen Portion Kalk gewöhnt, aber
das ist halt schon nicht so das wahre:D
Gemütlicher Stromausfall😊 |
Jetzt muss ich aber nochmal ein
paar Worte zum Chichewa Unterricht verlieren, damit ihr auch wisst,
woher dieser Eintrag seinen Namen bekommen hat.
Für alle die es noch nicht
wussten, Chichewa ist hier, neben Englisch, die Landessprache und da
besonders alte Menschen und kleinere Kinder kein Englisch können,
ist es auch echt wichtig, diese zu lernen!
Unterricht hatten wir jeden Tag
bei einem Lehrer der Primary school. Was wir gelernt haben, lässt
sich ganz kurz zusammenfassen: Ba, be, bi, bo, bu… Okay Spaß bei
Seite, anhand eines Buches für das erste Schuljahr, haben wir einige
Vokabeln gelernt, das war auch wirklich sehr hilfreich, aber
besonderen Wert hat unser Lehrer auf das Silben bilden gelegt und auf
die Aussprache der Vokale. Dabei ist diese, bis auf einige Ausnahmen,
quasi identisch zu der deutschen Aussprache.. Wir fühlten uns ein
wenig in die erste Klasse zurück versetzt, wenn wir zum zehnten mal
„La le li lo lu“ im Chor aufsagten, aber es war auch ganz
lustig:D Der Preis für den motiviertesetn Lehrer geht in jedem Fall
an ihn und diese Motivation hat unsere leichte Unterforderung gut
wettgemacht: „Aus ba- und la- wird Bala! Toll oder?“
Soo, ich könnte jetzt noch so
viel mehr erzählen, aber es ist jetzt schon so lang geworden, dass
ich euch nicht überfluten möchte:D
Einige wichtige Infos aber
trotzdem noch zum Schluss:
Unser Einführungssemniar ist nun
zu ende.
Am Freitag haben wir uns von
Erik und Franzi veraschiedet, die nach Guilme und Nambuma in die
Projekte gehen und Montag wird auch Xenia uns verlassen, sodass wir
dann nur noch zu dritt sein werden.
Morgen werde ich auch schon das
erste mal in meinem Projekt in der Schule sein und erst mal den
Unterricht der Achtklässlerinnen observieren, die hier grade schon
Vorbereitungswochen auf ihre im nächsten Jahr anstehenden Examen
haben. Am 16. September geht es dann richtig los und ich werde auch
alleine eine Klasse unterrichten können. Ich freue mich schon sehr,
dass es jetzt endlich richtig losgeht!
Die Achtklässlerinnen, die ich
schon kennengelernt habe, sind auch echt super lieb, gestern haben
wir abends zusammen mit ihnen gegessen, gespielt und zu „Makarena“
getanzt.
Um acht Uhr wird dann immer
gebetet und gesungen und jedes Mädchen umarmt mich, um mir „God
Night“ zu wünschen. Richtig süß!
Ich frag mich nur, wie das werden
soll, wenn hier dann sieben mal so viele Kinder sind.. Jetzt sind es
schon so um die achtzig..
Aber das werdet ihr dann im
nächsten Beitrag erfahren:)
Macht es gut und Tionana!